U wie unentschlossen
Soll ich? Soll ich nicht? Höre ich auf mein Herz – oder vertraue ich meinem Verstand? Welche Richtung ist die richtige für mich? Unentschlossenheit kann auf den ersten Blick ermüdend und zermürbend wirken – bedeutet aber bei genauerem Hinschauen, dass wir die Möglichkeit haben, uns für etwas zu entscheiden, weil eine Auswahl vorliegt. Eigentlich eine ziemlich gute Ausgangssituation, oder?
Sind wir unentschlossen, kann schnell der Eindruck entstehen, uns fehle die Fähigkeit, sich zu entscheiden. Ein Eindruck, der einen Zustand pauschalisiert, der oftmals mehrdimensional und somit nicht eindeutig ist. Darum, im Leben Entscheidungen zu treffen und hinter diesen zu stehen, kommt niemand von uns herum. Und doch lassen sich einige dieser Entscheidungen nicht sofort mit einem klaren „Ja“ oder einem deutlichen „Nein“ beantworten. Wir sind also erst einmal unentschlossen. Womöglich gibt es Vor- und Nachteile für die eine sowie Vor- und Nachteile für die andere Richtung. Und doch ist es mit der Unentschlossenheit ebenso wie mit dem berühmten Sprung ins kalte Wasser – an einem bestimmten Punkt müssen wir eine Entscheidung treffen, genauso wie wir manchmal ins kalte Wasser springen müssen, um herauszufinden, ob wir in den Wellen und Fluten, die uns erwarten, schwimmen können. Die Unentschlossenheit ist somit so etwas wie der Countdown hin zu einer Entscheidung. Vielleicht zu einer falschen Entscheidung? Das können wir im Vorfeld nie wissen. Und doch ist es wichtiger, eine falsche Entscheidung zu treffen als gar keine. Denn entscheiden wir uns für etwas, setzen wir uns, unsere Mitmenschen oder unsere Lebensumstände sinnbildlich in Bewegung. Getreu dem Grundsatz „Jede Aktion löst eine Reaktion aus“ erzeugen unsere Entscheidungen Energie. Diese kann uns in Form von Fortschritt voranbringen oder aber als Reibung Standhaftigkeit von uns einfordern. Denn verlassen wir erst einmal den Pfad der Unentschlossenheit und treffen eine Entscheidung, tun wir uns selbst den größten Gefallen, wenn wir hinter dieser stehen – oder die Größe besitzen, uns falsche Entscheidungen einzugestehen und diese anschließend zu revidieren. Für beide Richtungen ist die Standhaftigkeit ein hervorragender Begleiter.