Das AMEE Gefühls-ABC – wie aus Gefühlen Energie wird

X wie Extra-Emotion: überrascht

Schlagworte: Gefühle | überrascht

Erstellt am: 5.05.2023

Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…

X wie Extra-Emotion: überrascht

Überraschung! Und nun? Wenn wir überrascht sind, müssen wir blitzschnell reagieren: lachen wir, freuen wir uns, bleiben wir ernst, sind wir verunsichert – oder gar überrumpelt?

Die Überraschung ist die Emotion mit der kürzesten Halbwertszeit. Ihre Dauer beträgt nur wenige Sekunden, dann wird sie von einer Folgeemotion, einer Reaktion, abgelöst. Für einige Forscher ein Grund, der Überraschung den Titel als Emotion abzuerkennen. Befürworter halten dagegen, dass wir auch in den wenigen Sekunden, in denen wir tatsächlich überrascht sind, bereits etwas fühlen. Wir teilen diese Ansicht – und widmen der Überraschung unseren Extra-Emotion-Beitrag. Schließlich entlockt sie uns etwas, was wir bei vielen anderen Emotionen leichter überspielen können: eine ehrliche Reaktion.

Was die Überraschung hingegen mit einer Menge anderer Gefühle gemein hat, ist der physische Reflex unseres Körpers. Wir ziehen die Augenbrauen nach oben, reißen die Augen und den Mund auf. Auf unserer Stirn bilden sich Falten, unser Gesicht nimmt eine rote Färbung an, uns wird womöglich warm bis hin zu heiß. Ausgelöst werden körperliche Reaktionen wie diese durch das Erleben einer vollkommen unerwarteten Situation. Ebenso können wir von plötzlich eintretenden Gefühlen, Worten oder unerwarteten Geschenken überrascht werden.

Nach dem ersten Überraschungsmoment, den wir oftmals wie beschrieben sehr körperlich wahrnehmen, folgt schließlich die mentale Bewertung der Situation und das spürbare Erleben einer Folgeemotion. Und genau an diesem Punkt wird es schwierig – zumindest im Falle von negativen Überraschungen. Wir müssen, ebenfalls innerhalb kürzester Zeit, auf- und abwägen, ein mögliches Risiko erkennen sowie bewerten und uns entscheiden, wie wir mit dem Erlebten umgehen wollen. Ziemlich viel für unser inneres Gefühlsleben! Hinzu kommt, dass wir uns aufgrund der Spontanität einer Überraschung meist nicht erst mit einer vertrauten Person beraten oder mit ihr Rücksprache halten können. Viel mehr zeigt sich in Momenten wie diesen, wie souverän wir auch auf Unerwartetes reagieren – ganz gleich, ob es sich dabei um eine positive oder eine negative Überraschung handelt. Scheuen sich Menschen, die behaupten, sie mögen keine Überraschungen, also vor der Auseinandersetzung mit sich selbst – und vor dem Trainieren von Souveränität? So weit wollen wir nicht gehen – dass Momente, die uns aus unserer eigenen Komfortzone hinauskatapultieren, allerdings ein hervorragendes Training sind, um souverän, ehrlich und authentisch auf Überraschungen oder unvorhersehbare Situationen zu reagieren, lässt sich nicht leugnen. Aber: Die Bewertung, ob eine Überraschung positiv oder negativ ist, ist absolut subjektiv. Während für den einen eine Überraschungsparty zum Geburtstag ein Grund zur Freude ist, möchte die andere am liebsten im Erdboden versinken, während die Gäste ihr ein Geburtstagsständchen singen. Die Kunst ist es in diesem Fall, authentisch statt aufgesetzt zu reagieren. Dabei kann vor allem unser Körper unsere größte Stütze sein. Statt uns also „an uns selbst festzuklammern“, die Arme zu verschränken, die Beine ineinander zu verknoten oder die Hände wie ein Schutzschild vor unser Gesicht zu halten, helfen uns eine aufrechte Körperhaltung, ein fester Stand und lockere Arme und Beine dabei, auch unser Inneres zu entspannen und die Aufregung, die wir spüren, zu nutzen, um uns blitzschnell eine angemessene Reaktion zu überlegen.

Überraschungen fordern uns Spontanität ab – und schenken uns Souveränität

Wer Überraschungen zwar mag, aber nicht gut mit ihnen umgehen kann, darf sich etwas nehmen, was innerhalb unserer schnelllebigen Gesellschaft besonders kostbar ist: Zeit. Denn ebenso wie Veränderungen, die sich über einen gewissen Zeitraum erstrecken, müssen wir auch Unerwartetes, welches unser Leben innerhalb von kürzester Zeit verändert oder eine plötzliche Wendung mit sich bringt, verarbeiten. Es ist folglich in Ordnung und vollkommen normal, wenn sich die unmittelbare Folgeemotion und nachgelagerte Gefühle voneinander unterscheiden. Denn vielleicht fühlt sich die Überraschungsparty zum Geburtstag, sobald die musikalische Gesangseinlage überstanden ist, ja doch ganz gut an?

Ein Beispiel

Oder um es mit einem fiktiven Beispiel aus der Unternehmerwelt zu verdeutlichen:
Carsten hat eine App entwickelt, mit deren Hilfe User die eigenen Finanzen strukturieren, Einnahmen und Ausgaben systematisch nachvollziehen und verschiedene Sparziele besser erreichen können. Ein Freund seines Vaters ist als Investor mit an Board und unterstützt Carsten mit Expertise und guten Ratschlägen – bisher meist aus der Ferne und auf unverbindlicher Basis. Eines Tages erhält er einen Anruf von ihm: „Carsten, ich ziehe mich aus meinem Unternehmen zurück und verkaufe es an einen Nachfolger. In Zukunft möchte ich mich dann mehr auf meine Investments konzentrieren – also auch auf deine App. Ich habe für kommende Woche einen Termin mit einem Bekannten von mir vereinbart, der Finanzexperte ist. Ich lade dich also ein, mit mir nach Düsseldorf zu fliegen und ihn zu treffen – vielleicht kann er uns bei den nächsten Schritten helfen.“ Carsten ist überrascht – und überrumpelt. Das operative Tagesgeschäft, aber auch die Weiterentwicklung der App lagen bisher bei ihm und seinem Team. Möchte er überhaupt, dass sein Investor sich von nun an aktiv einbringt?

Das Gefühl der Überrumplung weicht am folgenden Tag Enthusiasmus. Carsten sieht nach ein wenig Bedenkzeit nun die Chance, die sich ihm bietet, und freut sich auf den Termin in Düsseldorf. Zugleich nimmt er sich vor, mit seinem Investor die bestehenden Konditionen ihrer Partnerschaft noch einmal zu besprechen und zu aktualisieren. Denn eines weiß Carsten ganz genau: Die Zügel möchte er auch weiterhin fest in der Hand halten – Überraschung hin oder her.

Werden wir von jemandem überrascht, in unserem Beispiel positiv, ist dies nicht mit einer Verpflichtung gleichzusetzen. Wir dürfen uns folglich über Überraschungen freuen – sollten dabei aber immer auch unserem eigenen Bauchgefühl vertrauen. Ist uns das Ausmaß der Überraschung bewusst? Möchten wir die Geste, das Geschenk oder die Möglichkeiten annehmen oder nutzen – oder bedarf es Klartext: Wie weit wollen wir gehen, wo setzen wir unsere persönlichen Grenzen? Überraschungen werden oftmals mit Freude und Dankbarkeit assoziiert – völlig zurecht. Und doch können sich auch aus einer gut gemeinten Überraschung negative Folgen entwickeln. Es lohnt sich also, besonders im Unternehmerkontext, nach dem ersten Moment der ungefilterten Reaktion genauer nachzudenken und bedacht, statt kopflos zu reagieren. Denn indem wir Überraschungen als Möglichkeiten und nicht als Einbahnstraße ansehen, erlauben wir es uns selbst, eine starke und unheimlich energetisierende Emotion zu empfinden: echte Freude.

Ein gutes Gefühl, versprochen!

Erfahren Sie, wie Sie Ihr emotionales Denken

… mit der Kraft Ihrer Gefühle in unserer Workshop-Reihe „Limbisches Denken“ in Einklang bringen und erleben Sie dabei die eine oder andere Überraschung. Wir freuen uns auf Sie!

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