Das AMEE Gefühls-ABC – wie aus Gefühlen Energie wird

S wie sehnsüchtig

Schlagworte: Gefühle | sehnsüchtig

Erstellt am: 29.03.2023

Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…

S wie sehnsüchtig

Die Sehnsucht hat ein ganz besonderes Talent. Ihr gelingt es, positive und negative oder schmerzende Gefühle miteinander zu vereinen. Wer sehnsüchtig auf etwas wartet, verspürt womöglich Vorfreude und Nervosität zugleich. Oder Liebe und Zweifel. Möglicherweise aber auch Erleichterung und (Abschieds-)Schmerz. Ist die Sehnsucht also ein Gefühl mit zwei Gesichtern?

Die Sehnsucht beschreibt zuallererst einmal ein ungestilltes Verlangen. Je nachdem, wonach wir uns sehnen, fühlt sich dieses Verlangen schmerzhaft, aufregend, nervenaufreibend oder zermürbend an. Zugleich wird die Sehnsucht oftmals von einer großen Leidenschaft für etwas oder jemanden begleitet – und adressiert somit einen vergangenen oder aber einen zukünftigen Zustand. Während die Sehnsucht unserer Gegenwart also tendenziell eher mit einem negativen Gefühl einhergeht (Ungeduld, Leid, Wehmut, Schmerz oder Unzufriedenheit), setzen wir die Sehnsucht der Vergangenheit oder der Zukunft mit positiven Emotionen gleich (Erleichterung, Glück, Zufriedenheit, Bestätigung oder Freude). Ein Beispiel: Wenn wir uns im tiefsten Winter nach einem wunderbar warmen Sommertag sehnen, empfinden wir in der Gegenwart Kälte und Unzufriedenheit – und verbinden den Gedanken an die Zukunft und den kommenden Sommer mit Wärme und Vorfreude.

Die Sehnsucht hat allerdings noch ein weiteres Talent: Sie treibt uns an. Bleiben wir bei unserem Beispiel: Wenn wir im dunklen und kalten Winter bereits den Sommerurlaub in unserem Lieblingsland buchen, löst dies Vorfreude und Motivation bei uns aus. Wir planen unsere Reiseroute, welche Sehenswürdigkeiten wir besuchen wollen und welche die schönsten Strände der Region sind. Gleichzeitig legen wir ein Budget fest und wissen vom Zeitpunkt der Buchung an, wie wir uns finanziell aufstellen müssen, um den Urlaub zu finanzieren. Statt beim nächsten Onlineshopping zuzuschlagen, legen wir einen Teil unseres Geldes vielleicht lieber beiseite, um uns davon die Massage im Hotel leisten zu können. Ein Kreislauf, der sich wie eine Schablone auf nahezu alle Lebenslagen legen lässt: Die Sehnsucht nach einem sportlichen Sieg lässt uns härter trainieren, die Sehnsucht nach unserem Traumjob lässt uns fleißiger lernen und die Sehnsucht nach einem Eigenheim im Grünen lässt uns disziplinierter sparen.

Die Sehnsucht als Motivator? Unbedingt!

Auch, wenn wir zwischen zwei Emotionen hin- und hergerissen sind – sehnsüchtig zu sein, soll und darf uns motivieren und antreiben. Um diesen Zustand zu erreichen, ist häufig allerdings ein Umdenken notwendig. Denn viel zu oft wird die Sehnsucht zuallererst mit Schmerz und Leid verknüpft. Dabei lässt es sich durchaus leichter leben, wenn wir das Verlangen, welches wir spüren, wenn wir sehnsüchtig sind, als Antrieb, als Motor nutzen, um unser Ziel zu erreichen. Was wir dafür benötigen? Einen Schalter in unserem Inneren, den wir umlegen und unsere Gedanken umleiten. Etwa so: Wenn wir sehnsüchtig auf den Sommerurlaub warten und stattdessen Schnee fällt und es früh dunkel wird, kann uns das die Laune verderben – oder uns motivieren, uns auf den Sommer vorzubereiten. Eine Budgetplanung für den Urlaub, ein Trainingsplan, um die Winterkilos loszuwerden, ein Kleiderschrank-Check in Sachen Bademode, ein Moodboard mit Sommeraktivitäten – was immer notwendig ist, um uns zu inspirieren, ist erlaubt. Einzige Bedingung: aktiv werden – und unsere Sehnsucht in unseren Motivator umwandeln.

Ein Beispiel

Ein Beispiel aus der Unternehmerwelt:

Valeries Passion ist die Mode. Sie arbeitet in einer Boutique mitten in der Innenstadt und liebt es, Kundinnen und Kunden zu beraten. Ihr größter Traum: ein eigenes Geschäft. Sehnsüchtig beobachtet sie ihre Chefin tagtäglich dabei, wie sie die Boutique dekoriert, neue Ware entgegennimmt, Termine mit Modelabels und Lieferanten abwickelt und ihr Team organisiert. Gleichzeitig zweifelt Valerie an sich selbst: Hat sie ausreichend Mut, um selbst „Chefin“ zu sein? Fehlen ihr nicht die Kontakte? Könnte sie in der Welt der Mode, ganz auf sich allein gestellt, überhaupt bestehen? Woher soll sie die finanziellen Mittel für eine Gründung nehmen? Ihre Sehnsucht und ihr großer Traum werden von ihren Zweifeln überschattet und lassen sie neidisch zu ihrer Chefin aufschauen.

Bis Valerie eines Tages den entscheidenden „Schubser“ in die entgegengesetzte Richtung erhält. Nachdem sie ihr Haus verkauft und sich verkleinert haben, lassen Valeries Eltern ihren Kindern jeweils einen kleinen Teil der Verkaufssumme zukommen. Die Summe reicht nicht aus, um Valeries Traum der Selbstständigkeit zu erfüllen – sie ist aber dennoch groß genug, um ihren Ehrgeiz zu wecken. Statt ihrer Chefin neidisch beim Auswählen neuer Ware zuzuschauen, lässt sie sich von ihr inspirieren und beobachtet, wie sie ihren Laden führt. Sie erarbeitet gemeinsam mit einer Freundin, die BWL studiert, einen Finanz- und Businessplan, nimmt an Online-Fortbildungen für Betriebswirtschaft teil und informiert sich über Waren- und Lieferketten von Textilien und Kleidung. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Valerie noch einige Jahre benötigen, um sich selbstständig machen zu können – ihre Sehnsucht nach einer eigenen Boutique nutzt sie nun allerdings als Motivation, um sich bestmöglich darauf vorzubereiten und die ersten Schritte in Richtung Selbstständigkeit zu gehen. Ein gutes Gefühl – vor allem deshalb, weil aus ihren Zweifeln mittlerweile Ehrgeiz geworden ist.

Sind wir sehnsüchtig, dürfen wir also ruhig etwas wagen. Es muss nicht immer gleich der Sprung ins kalte Wasser oder von der hohen Klippe sein – wir dürfen dabei auch Schritt für Schritt sowie gut durchdacht vorgehen. Wichtig ist nur eines: Wir selbst entscheiden, welches der zwei Gesichter der Sehnsucht, also das negative oder das positive, wir sehen möchten. Der Vorteil der positiven Sichtweise: Wir erleben Freude, Motivation, Bestätigung oder Zufriedenheit nicht erst in der Zukunft, sondern bereits in der Gegenwart. Und können somit den gegenwärtigen Moment und unser Leben im Hier und Jetzt genießen.

Ein gutes Gefühl, versprochen!

Zeit, etwas zu wagen?

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